Die Hundedame „Bonita vom Garten der Freiheit“ und ihr langer Weg zum Erfolg


Ein guter Hundesportler weiß es: Die aus den Niederlagen gesammelten Erfahrungen sind später oft der wichtigste Teil eines Sieges. Bei der Hündin Bonita vom Garten der Freiheit verhielt es sich ähnlich. Bonitas Mutter kam aus Ostdeutschland, ihr Vater aus Westdeutschland, geboren wurde sie in Kärnten. Man kann also sagen: Ossi x Wessi ergibt Ösi = Weltsieger und Klubsieger (A+D). Zufall? Na ja, als wir Bonita im Alter von 4,5 Jahren von ihrem tieftraurigen Besitzer zurückbekamen, weil er aufgrund eines Lungeninfarktes sie nicht mehr artgerecht halten konnte, hatte sie neben einigen Unarten auch einige Kilos zu viel.
Es war für uns kein guter Tag, als ich sie die 400 km an den Ort ihrer Geburt zurückholte, obwohl wir uns freuten, sie wiederzusehen. Bonita stammte aus einem 11-er Wurf, alle kerngesund und sie war schon als Welpe sehr einprägsam und temperamentvoll gewesen. Es war der Welpe, den wir am ehesten behalten hätten. Da es aber vernünftiger war, von einem späteren Wurf einen zu behalten, wurde sie vermittelt. Aufgrund unserer Verärgerung über 2 komische Welpeninteressenten behielten wir entgegen unserer ursprünglichen Absicht ihre Schwester Bisbee, welche gleichzeitig Bonitas liebste Spielkameradin als Welpe war.

Doch nun zurück zu Bonitas Ankunft. Ihre Mama Maggi, Stiefvater Rüffel und ihre Schwester Bisbee erkannten sie sofort als Verwandtschaft, zumal sie es gewohnt sind, immer wieder Besuch von ihrer Familie zu bekommen. Sie merkten recht schnell, dass es diesmal etwas anderes war und dass das Rudel um eine Schnauze größer wurde. Die dicke Bonita versetzte alle in Staunen: Sie stahl wie ein Rabe, im Wald merkte man sofort, dass sie von ihrem alten Besitzer oft einem Jäger anvertraut worden war, der sich hochbegeistert über ihre Schußsicherheit, ihr Vorstehen, Anzeigen etc. geäußert hatte. Bonita, die von ihren Anlagen her sich selbst hätte versorgen können, brachte also selbst ihre Züchter ins Schwitzen. Und nicht nur diese – auch Schwester Bisbee hatte zunehmend Angst um ihre Rudelposition, an die sie sich 4,5 Jahre ohne Bonita gewöhnt hatte.


Die dicke, nervenstarke Bonita, die weder Angst vor den Knallkörpern eines Perchtenumzuges, in den wir ungewollt hineingerieten, noch vor schwingenden Hängebrücken, wo sie zwischen ihren Pfoten in die Tiefe schauen konnte, noch vor Staubsaugern oder anderen Situationen hatte, machte neue Erfahrungen. Das Hunderudel unterstützte die Erziehungsmaßnahmen, indem z.B. wenn Bonita trotz Rufens nicht zurückkam, sie von den anderen Hunden zur Ordnung gerufen wurde. Die Angst, dass Bonitas Unarten ins Rudel einreißen konnten, waren nichtig. Das Rudel erzog sie und ihr Benehmen machte große Fortschritte. Um ihr den Trennungsschmerz von ihren alten Besitzern zu erleichtern, machten wir sehr lange Bergwanderungen im Tiefschnee, auch um ihr Fett in Muskeln umzuwandeln und um ihre Kondition aufzubauen. So wurde sie wieder der wohlproportionierte Hund, der sie war. Ihre Wachbereitschaft wurde kanalisiert und sie lernte schnell, dass nicht sie entschied, wer aufs Grundstück darf und wer nicht (wir ließen sie auch oft von unseren Gäste füttern). Außerdem orientierte sie sich am Verhalten des restlichen Rudels. Erschlankt und erzogen erreichten wir bei Bonita ein Ergebnis, an das wir selbst nicht immer geglaubt hatten. Wir kamen zu dem Schluss, es wäre schade, mit ihr nicht zu züchten, denn sie hielt im Gegensatz zu Stiefvater Rüffel unseren kritischen Anforderungen stand.


Entgegen aller Erwartungen fiel Bonita bei der ZTP bei der Verteidigungsbereitschaft durch. Weil sie einfach, so wie sie es bei uns gelernt hatte, neutral bliebt. Eigentor! Wir hatten uns so auf ihre Verträglichkeit konzentriert und dabei nicht gerechnet, dass wir so erfolgreich sein würden, dass uns dies bei der ZTP auf den Kopf fallen würde. Zudem lief uns jetzt die Zeit davon (die Hündin muss vor dem 5. Lebensjahr erstmalig belegt werden). Dann der nächste Tiefschlag bei der Ausstellung in Graz: Bonita flog als erste nach wenigen Sekunden aus dem ziemlich überfüllten Ring raus. Die Richterin meinte, die Hündin wirke grobschlächtig und laufe nicht korrekt und gab ihr ein „Gut“. Da wir als Züchter schon auf vielen Ausstellungen gewesen waren und die Hunde von unserem B-Wurf immer sehr gut bewertet wurden (3 x österr. Jugendchampion, 4 x Klubsieger, Zuchtgruppensieger etc.), waren wir sehr überrascht und geknickt, dass wir uns schon das 2. Mal geirrt hatten. Wir beschlossen, noch einmal ganz von vorne anzufangen.

Zur ZTP fuhren wir nach Deutschland, da es in Österreich keinen Termin vor Bonitas 5. Geburtstag mehr gab. Trotz der 10-stündigen Fahrt machte uns Bonita keine Schande und bestand die ZTP und wahrte ihre kleine Chance, einmal eigene Welpen zu haben. Tage danach errang Bonita in Wieselburg bei einer dt. Richterin ein V1 CACIB. Es folgte als Pflichttermin die Klubsiegerschau, dort wurde Bonita mit V1 in der Offenen Klasse bewertet. Nachdem die Welthundeausstellung genau in diesem Jahr in Deutschland – dem Heimatland der Rasse Hovawart – stattfand, beschlossen wir, dorthin zu fahren und waren schon sehr neugierig auf die vielen Hovawarte, zumal wir ja noch hofften, vielleicht für Bonita einen passenden Deckrüden zu sehen.


Am Tag der Ausstellung fanden sich knapp ein Dutzend Garten-der-Freiheit-Hundebesitzer aus allen Ecken Österreichs und der Schweiz mit ihren Hunden am Ring ein. Nicht als Konkurrenten, sondern als Freunde. Unsere Hunde schnitten sehr gut ab und wir waren eigentlich schon zufrieden. Doch es spitzte sich ein Show-Down zu. Karin errang mit Bisbee ein V1 der Championklasse, während ich mit Bonita ein V1 in der Offenen Klasse errang. Und nun liefen wir mit beiden Hunden um den Weltsieger-Titel und die Reihen lichteten sich. Die Richter ließen lange laufen und man konnte eine Stecknadel fallen hören. Jetzt nur kein Fehler, keine Konzentrationsschwäche ... Auf der einen Seite unser Waisenkind Bonita, die wir zurückbekommen hatten, auf der anderen unser Leistungshund Bisbee (Fährte, UO, Schutz, Lawinenhund), die wir von klein auf förderten. Es gewann Bonita vom Garten der Freiheit. Vizeweltsieger wurde ihre Schwester Bisbee.

Aber warum Sie die Erzählung erst jetzt in den „Hovi News“ lesen, na ja, wir haben auf der Welthundeausstellung doch noch einen stattlichen Deckrüden für Bonita gefunden. Der Deckakt funktionierte ganz knapp vor ihrem 5. Geburtstag. Am heißesten Tag des Jahres kamen 10 gesunde, vielversprechende Welpen zur Welt. Vielleicht ist jemand bei den Welpenbesitzern dabei, der den Hund besonders gut fördert. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wir denken, dass bei allem, was man mit dem Herzen macht, früher oder später auch einmal der Erfolg kommt. Natürlich – wie bei allem im Leben – gehört ein Quäntchen Glück dazu. 

Wir hoffen, dass diese Geschichte von Bonita für viele eine Motivation ist, nach einer schlechten Bewertung oder verpatzten ZTP nicht gleich aufzugeben!

Christian Friedrich & Karin Ritter

Hovawart-Zuchtstätte „vom Garten der Freiheit“

P.S. Bonita wurde am 20.6.2004 österreichische Klubsiegerin und am 11.7.2004 deutsche Klubsiegerin und errang dort den Titel „Rassebeste“ (BOB). Somit hat sie alle notwendigen Anwartschaften für den IHF-CHAMPION erhalten.